rheinschau Herbst 2017

PORTRAIT | uerdingen AUSGABE HERBST 2017 | 9 Joker, den Watzlawik wohlwissend im Ärmel trug war der, dass genau diese Platten in den Musikschränken der Pfarrer standen. „Letztlich war die Nachfrage auch so groß, dass wir das gleiche Konzert an einem Abend zweimal hintereinander spiel- ten“, freut sich Watzlawik des Beweises, Risiken lohnen sich, noch heute. „Klar hatte ich Angst, dass das n schlechtes Intro wird, aber irgendwie hatte ich auch Vertrauen, weil ich wusste, dass das ‘ne Hausnummer ist.“ Der Kulturpunkt Friedenskirche etablierte sich als zweitgrößter Kulturveranstaltungsraum in Krefeld. Frank Zappa, Martina Giedeck, Katja Riemann und Konstantin Wecker gaben sich für die Räum- lichkeit mit rund 1000 Plätzen die Klinke in die Hand. Manche fragten sogar selbst an, um in Krefeld auftreten zu dürfen. „Das war natürlich ne ganz andere Liga“, kommentiert Watzlawik und erklärt weiter: „Ich führte und führe also auch deshalb ein total reiches Leben, weil ich mir meine eigenen Kulturveranstaltungen machte. Und Eintritt bezahlen musste ich auch nicht. Das ist ja manchmal auch die Scheiße, dass man Geld braucht, um an einem kulturellen Leben teilzunehmen, das finde ich irgendwie auch nicht in Ordnung.“ Was ihn an Kultur am meisten interessiere, seien die Schaffenskräfte der Menschen und die Ausdrucksformen, die sich daraus entwickeln, bildlich, musikalisch, textlich. Auch die Atmosphäre, die damit verbunden sei. „Es gibt viel, was mich staunen lässt“, so Watzlawik. Staunen könnte man auch darüber, dass ihm der Hunger auf Kultur nicht in die Wiege gelegt wurde. „Überhaupt nicht!“, sagt er. „Mein Vater war Disponent in der Verpackungsindustrie und spielte zwar in der Betriebs-Big-Band und zu Hause Saxophon, womit er meiner Mutter tierisch auf den Sack ging, aber ich habe meine Eltern nie mal in ein Theater gehen sehen.“ Möglicherweise, sinniert Watzlawik, kam der Drang, sich zu bewegen und Neues zu sehen auch daher, dass das Zuhause begrenzt war. „Ich hatte kein richtiges Kinderzimmer, nicht viel Spielzeug. Ich musste immer schon raus, um meine Bedürfnisse zu befriedigen. Das hat sich manifestiert.“ Haben seine Eltern denn verstanden, was er mit seiner Arbeit leistete? „Ja, im bescheidenen Rahmen schon“, sagt Watzlawik. Heute arbeitet er im Fabritianum in Uerdingen. Er ist damit der erste Sozialpäda- goge an einem Krefelder Gymnasium. Ein Schwerpunkt ist die Entwicklung sozialer Kompetenz mit Hilfe von Erlebnispädagogik. Seit rund drei Jahren gibt es an der Schule eine Art soziale Reifeprüfung. Die Schüler einer Klasse verbringen fünf Tage auf einem Segelschiff. Alles wird selbst gemacht. Toiletten putzen, kochen, einkau- fen, die Haushaltskasse führen. Alles soll gerecht zugehen und an jeden gedacht werden. „Wenn da etwas auf Kosten anderer geht, kenn ich keinen Spaß. Und da kommt auch wieder mein Rollenbild des Old Shatterhand ins Spiel. Ich bin ja der Bei einer Moderation im Hansa Centrum Foto: privat www.ladenlokale-in-krefeld.de Bei uns bekommen Sie den Schlüssel für Ihre Träume. Nehmen Sie Kurs auf Ihr Wunschobjekt! © Alexandr Vasiljev - Fotolia.com Vorlage_Anzeige_93_127_RheinschauUerdingen_Anzeige_93_127 25.08.2017

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